Fusion im Bayreuther Sport

 Von Seiten des Tuspo
 Von Seiten des VfB
 Große Runde scheiterte
 Die kleine Lösung
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Von Seiten des Tuspo
Seit Jahren hatte keine Mitgliederversammlung des Tuspo solchen Zuspruch aufzuweisen, wie die vom 28. April 1967. Ursache war die seit einiger Zeit im Raum stehende Gründung eines Großsportvereins. Grundsätzlich war man sich auch beim Tuspo darüber einig, dass die Konzeption eines Großvereins nur zu begrüßen sei, dennoch wurde besonders bei älteren Mitgliedern erhebliche Skepsis laut. Mehr als einmal musste Vorsitzender Karl Kraus die Wogen glätten. Mit nur 4 Gegenstimmen und einer Stimmenthaltung erklärten sich schließlich die Tuspo-Mitglieder nach mehrstündigen Diskussionen mit der Aufnahme konkreter Gespräche mit den vier Bayeuther Sportvereinen (BTS, 1. FC, VfB und Athletikclub) über die Fusion einverstanden.


Von Seiten des VfB
Sportlich hatte der VfB zweifellos seinen Höhepunkt überschritten. Vor allem die Fussballer waren weit entfernt von den einstmals gezeigten Leistungen. Das Zuschauerinteresse hatte sichtlich nachgelassen und die hohen Einbussen an Eintrittsgeldern hinterließen schwere Lücken in der Kasse. Der finanzielle Rahmen des Vereins war eng geworden. Hinter den Kulissen schwelende Unstimmigkeiten und Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Vereins erschwerten sichtlich die Vorstandsarbeit. Angesichts dieses Hintergrundes und der Tatsache, dass auch andere Bayreuther Vereine mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatten, wurde bereits 1960 über mögliche Vereinsfusionen nachgedacht. Doch der Weg zur Verwirklichung war schwierig und langwierig. Fast ein Jahrzehnt musste vergehen, bis sich schließlich der Tuspo und der VfB im Jahre 1969 zusammenschlossen.


Große Runde scheiterte
Die Verhandlungen mit den Vereinen, dem Oberbürgermeister und den Fraktionen des Stadtrats fanden im Frühling 1967 statt. Karl Kraus berichtete auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Tuspo über das ernüchternde Ergebnis. In allen Einzelheiten schilderte der Vorsitzende den Versammelten die Gespräche mit den drei übriggebliebenen Sportvereinen - der 1. FC hatte seine Teilnahme zurückgezogen - und dem OB. Er kam auf die vielen Vorteile der Fusion zu sprechen. Was in der Versammlung weiter geschah, kommentierte die Bayreuther Presse so: Alles Vorgebrachte wog nicht so schwer, wie die Gefühle, die im Lager der Fusionsgegner das Lied der Tradition, Ehre und Treue zum alten Verein hochklingen ließen. Selbst vor persönlichen Attacken gegen die Vorstandschaft schreckten die Kontrahenten nicht zurück. Es wurde deutlich gemacht, dass die Fusion als Niedergang des Vereins gewertet werden musste.
Bis zum Ende der Redeschlacht konnten die Gegner der Fusion immer mehr Stimmen sammeln. Von 96 abgegebenen Wahlzetteln lauteten zwar 51 für und nur 44 dagegen, doch die erforderliche Dreiviertelmehrheit für einen Zusammenschluss wurde nicht erreicht. Enttäuscht erklärten die Vorstände Kraus und Wolf spontan ihren Rücktritt. Die Große Fusion war geplatzt.


Die kleine Lösung
Über ein Jahr dauerte es, bis es schließlich zu weiteren Verhandlungen kam. Zwei paritätisch besetzte Ausschüsse des Tuspo und des VfB hatten mühevoll alle Steine aus dem Weg geräumt und die Weichen für einen Zusammenschluss beider Vereine gestellt. Im Dezember 1968 verkündeten die Vorsitzenden Karl Kraus (Tuspo) und Richard Müller (VfB) vor der Presse: Wir sind in allen Punkten einig, das letzte Wort werden unsere Mitglieder haben. Ob der Verein wirklich einmal VTB (Verein für Turnen und Bewegungspiele) heißen wird, bleibt dahin gestellt.
Dem Fusionsvorschlag stimmten die Mitglieder des VfB bereits am 19.12.1968 zu, die Anhänger des Tuspo gaben am 28.02.1969 ihr Plazet zum Zusammenschluss. Die geglückte Fusion wurde von den Vorständen entsprechend gewürdigt. In der ersten veranstalteten gemeinsamen Mitgliederversammlung am 14.03.1969 erklärte der bisherige VfB-Vorsitzende Richard Müller: Die Mitgliederversammlung bestätigte die Richtigkeit unseres Strebens nach der Schaffung breiterer Grundlagen für die in der Zukunft zu meisternden sportlichen Aufgaben. Mit der Verwirklichung unseres Vorhabens haben wir erreicht, was niemand mehr für möglich gehalten hat!
Ein neuer Anfang war gemacht, der VfB selbst war aus der Bayreuther Sportszene verschwunden.




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